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Hier finden Sie zusätzliche Informationen zu "Flammenschatten": Realität und Fiktion, Handlungsort und Das schottische Schulsystem.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Realität und Fiktion

 

„Flammenschatten“ ist kein Schlüsselroman.

 

Als im Kollegium bekannt wurde, dass ich an einem Roman schrieb, der in einem schottischen Internat spielte, fragte mich eine Kollegin erwartungsvoll, ob sie denn in der Geschichte ‚vorkӓme‘. Sie schien enttӓuscht, als ich ihr sagte, dass niemand, also auch sie nicht, ‚darin vorkommt‘.

Es gibt drei gute Gründe, warum ich niemals reale Personen oder Ereignisse in meinen Romanen verwende. Erstens bin ich pingelig, was die PrivatsphÓ“re anbelangt, sowohl meine eigene, als auch die anderer, obwohl das im Zeitalter sozialer Medien als ein vÓ§llig antiquiertes Konzept erscheint. Zweitens habe ich keine Lust auf Rechtsklagen. Wenn Sie sich also in einer shoppingsüchtigen Mutter,  einem korrupten GeschÓ“ftsmann oder womÓ§glich einem messerschwingenden Psychopathen wiedererkennen, kann ich Ihnen schon jetzt und hier versichern: Als ich das, was immer es ist, schrieb,  habe ich nicht an Sie, wer immer Sie sind, gedacht.  Falls Sie mir nicht glauben, sollten Sie, besonders im letzten Falle, professionelle Hilfe in ErwÓ“gung ziehen.

Der dritte Grund ist ein künstlerischer.  Als Autor eines Romans beschreibt man nicht die RealitÓ“t, man erschafft eine neue Wirklichkeit, ein eigenes kleines Universum, in dem fiktive Personen sich mit den ihnen aufgebürdeten Problemen herumschlagen müssen. (Dass diese Figuren manchmal gegen die Allmacht ihres SchÓ§pfers rebellieren und ein Eigenleben entwickeln, ist ein anderes Thema.) Die RealitÓ“t, die Summe alles dessen, was man jemals erfahren, gefühlt, gelesen, gehÓ§rt und gesehen hat, bildet gewissermaβen den Humus, der die neue, fiktive Wirklichkeit nÓ“hrt. Diese enthÓ“lt die Elemente der RealitÓ“t, ist aber selbst etwas Neues. Dass es nicht funktioniert, reale Ereignisse, so wie sie geschehen sind, zu übernehmen, habe ich bereits beim Schreiben der „Flammenschatten“  gelernt: Es gab ursprünglich nur zwei kleine Szenen darin, die tatsÓ“chlich genauso stattgefunden hatten. Eine wurde von einer Testleserin als ‚total unglaubwürdig‘ bemÓ“ngelt, die andere von meinem Lektor hÓ§flich, aber entschieden aus dem Manuskript hinauskomplimentiert. Er hatte vÓ§llig Recht.

Es ist allerdings schwierig, Geschichten über eine Internatsschule zu erfinden, die noch nie irgendwo so Ó“hnlich passiert sind. Ebenso wie jedes Dorf im Laufe seiner Geschichte alle Facetten des Menschlichen und Unmenschlichen widerspiegelt, ist auch ein Internat ein  Mikrokosmos, in dem wahrscheinlich alles schon einmal vorgekommen ist oder irgendwann vorkommen wird. Trotzdem kann ich guten Gewissens versichern, dass mein realer Arbeitsplatz keinerlei Ó’hnlichkeit mit Ossian Academy aufweist. Mit Ausnahme des BÓ“ren in der Rezeption. Aber die Ausnahme bestÓ“tigt ja bekanntlich die Regel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Handlungsort

 

Die Handlung ist auf den fiktiven „Mikrokosmos“  Ossian Academy konzentriert; einsam im schottischen Hochland gelegen, ist das Internat eine Welt für sich  -  und durch die Figuren ein belebter Raum, in dem es, wie überall, „menschelt“.

Es gibt in Schottland noch ein paar wenige Ãœberreste des uralten Kaledonischen Waldes, der in den "Flammenschatten" eine wichtige Rolle spielt. Falls Sie mehr darüber wissen wollen, suchen Sie im Internet unter "Caledonian Forest".

Als „Fremde“ hat die Protagonistin Dorothea auch mit kulturellen Unterschieden zu kämpfen, was Anlass zu manch heiterer Begebenheit wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das schottische Schulsystem

 

Grundsätzlich gibt es zwei Schultypen: die staatlichen Gesamtschulen, in denen Schüler bis zur Mittleren Reife (National 5) bzw dem Abitur (Highers) kostenlosen Unterricht erhalten, und Privatschulen.

Privatschulen sind in Groβbritannien viel häufiger als in Deutschland. Sie können Tagesschulen oder auch Internate sein; viele haben gleichzeitig Tages- und Internatsschüler. Die Kosten für die Eltern sind beträchtlich; es gibt allerdings Stipendien für begabte Schüler. Privatschulen werden von einem Aufsichtsrat kontrolliert; dieser besteht normalerweise aus Eltern und ehemaligen Schülern, die diese Aufgabe ohne Bezahlung erfüllen. Kollektiv treffen sie die wegweisenden Entscheidungen und stellen die Schulleitung ein. Der Direktor oder die Direktorin und das Management-Team sind für die Einstellung der Lehrer und anderen Angestellten und die Organisation des Schulalltags verantwortlich.

Früher waren die Privatschulen weitgehend gegen das Eingreifen staatlicher Organe immun (zum Beispiel mussten Lehrer früher keine formelle Ausbildung haben und die Prügelstrafe wurde erst 1991 überall abgeschafft); heutzutage sind sie strengen Regeln unterworfen und werden alle paar Jahre von unabhängigen Inspektoren überprüft.

Privatschulen sind nicht auf Profit ausgerichtet; alle Einnahmen werden in die Schule zurückinvestiert. Deshalb haben die meisten den Status einer Wohltätigkeitsorganisation; um diesen zu erhalten, müssen sie aber bestimmte Auflagen erfüllen, z.B. ihre Gebäude und Sportplätze auch anderen zur Verfügung stellen. Es besteht auch eine Tradition, viel Zeit und erhebliche Mittel für wohltätige Projekte im In- und Ausland aufzuwenden.

In allen Schulen wird eine Schuluniform getragen. Sie besteht in der Regel aus einer schwarzen oder grauen Hose bzw Rock, einem weiβen Hemd bzw Bluse und einem schuleigenen Blazer. Die normale Schuluniform ist relativ preiswert und soll unter anderem dazu dienen, soziale Unterschiede auszugleichen. Sie fördert auch eine gewisse ‚körperschaftliche Identität‘ und erzieht die Schüler von Klein auf zu dem Bewusstsein, dass die Schule – wie später der Arbeitsplatz – ein Ort ist, wo man ordentlich angezogen sein und Fleiβ und gutes Benehmen demonstrieren sollte. Theoretisch jedenfalls.

 

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